Mittwoch, Dezember 29, 2004

Es regnet...

Irgendwo entfernt schrie ein Kauz und irgendwo in der Nähe maunzte eine Katze. Das Gebüsch raschelte und etwas schien wegzulaufen. Es ist zwar noch Sommer, aber dennoch recht kalt. Oder kommt die Kälte von innen? Die Arme werden vor dem Körper verschränkt, die Schultern hochgezogen. Der Kies unter den Schuhen knirscht. Es ist dunkel und nur der Vollmond zeigt einen begehbaren Weg. Langsame Schritte, quälend und zäh. Die Schritte tun weh und die Kälte beißt immer mehr. Zwei Meter wirken wie zwei endlose Meilen. Die Knie zittern und zwingen schließlich zum Stehen bleiben. Es ist still. So entsetzlich still. Kein Stress und keine Hektik, keine Geräusch, die des Tags durch die Straßen fliehen und laut „LEBEN!“ schreien. Stille rundherum um die lauten, quälenden, entsetzten und verletzten Schreie und Klagelaut, die sich in den Gedanken abspielen. Ein Wettlauf, ein Kampf, der sich im Kopf abspielt, in unerforschten Windungen des Gehirns. Etwas, das nicht gewinnen kann. Nur Verlieren als Auswahlmöglichkeit und als Ziel. Und da macht sich noch etwas ganz unerbittliches Bitteres bemerkbar und bahnt sich einen alles mit sich reißenden, zerstörerischen Weg. Salzwasser, dessen Ziel der Abgrund der Lippen oder der Todessturz auf den Boden sind. Sie werden nicht einmal an ihrem Suizid gehindert.
Das Holz des Zaunes fühlt sich klamm und splittrig an, als die Hände ihn berühren und dennoch klammern sie sich so flehend fest an ihn. Der Schmerz lenkt ab.
Die Augen blicken zu einem dunklen Fenster. Keine Ahnung, ob der da zu Hause ist oder bei einem anderen Lebewesen. Keine Ahnung, ob da Gedanken schreien und rufen und flehen und zu den Gedanken da draußen vor der Tür wollen. Wahrscheinlich nicht. Denn gestern wollte da ein Herz weg und rannte und lief und entfloh. Weg, nur weg. Fort von der Liebe.Es regnet leise und bedächtig in der Dunkelheit.....