Sonntag, Januar 09, 2005

Verzeihen V

Mein bester Freund legte mir nahe, ihn anzuzeigen, aber ich wollte nicht. Angst, Scham, Schuldgefühle, all das spielte zusammen und wer würde mir denn glauben?
Außerdem wollte ich da keinen mit reinziehen. Ich wollte niemandem zur Last fallen, owollte nicht, dass sich jemand um mich sorgte. Nur er sollte dafür zur Verantwortung gezogen werden.
Es war Ende Oktober 2002 als ich in der Cafete der Uni saß und begann einen Brief zu schreiben. Ich beschrieb alles, was geschehen war von Anfang an.
Handschriftlich und anonym. Klar war das dämlich, irgendwie. Aber... ich weiß nicht recht.
Ich hab den Brief abgeschickt und gewartet und ihn vergessen. In wenigen Tagen schon. Ich wollte es auch vergessen. ich wollte keinen mit reinziehen, keinen belasten. Meine Eltern sollten davon nichts wissen, denn es hätte ihnen wehgetan und sie hätten sich Sorgen gemacht.
Anfangs wusste nur mein bester Freund von der Anzeige. Dann auch eine Freundin.
ICh wollte sie da alle raushalten.
Allerdings kam ich eines Tages heim und meine Eltern wollten mit mir reden. Die Polizei sei dagewesen, was sei denn zwischen ihm und mir.
Zusammengefasst war die Polizei gekommen, hatte meinen Eltern alles erzählt und den Brief gezeigt und wollten sogar mein Zimmer sehen. ICh weiß nicht, was die Kommissarin daraus für SChlüsse zog, es ist mir auch egal, sie hatte nie eine Ahnung, wer oder was ich bin und ihr Kollege sowieso nicht. Je länger ich mit ihnen zu tun hatte, desto weniger hielt ich von ihnen. Aber das mag Ansichtssache sein.
Bei meinen Eltern stritt ich erst alles ab, musste dann aber zu dieser Kommissarin und eine Aussage machen. Da wirkte sie noch nett und verständnisvoll, als würde sie mir glauben.
Die Folge war, dass ich es meinen Eltern erzählen musste, mein bester Freund musste eine Aussage machen, ich musste dem Kirchenvorstand alles erzählen und die Hölle begann.