Freitag, April 22, 2005

Hinter der Mauer...

Als ich ging, war es wie eine seit langem nicht mehr gekannte Freiheit. Frei atmen, frei leben können, frei sein, frei sagen können, was ist. Nicht mehr gebunden an Gebote, Regeln, an ein verlogenes Verschweigen von Tatsachen. Ich darf reden, endlich, endlich reden! Und es tut so gut. Einzig das Wissen darum ist befreiend und reinigend wie ein lauer Juniregen.
Ich darf reden und endlich meiner Seele Freiheit schenken.
Hinter einer großen Mauer, die steil und unbezwingbar hinaufragte, lagen Schutt, Asche, Glassplitter und eine öde, triste, tote, graue Einsamkeit.
Die Mauer steht immer noch, aber hinter ihr beginnt es zu grünen und zu blühen, Schmetterlinge fliegen zaghaft umher, Vögel zwitschern noch unsicher ihre Lieder. Es grünt und blüht wieder und mitten in allem sitzt eine Fee, die über ihre geschundenen Flügel streicht, auf dass sie heil werden und sich im klaren Fluss wäscht, auf dass sie wieder strahlen kann. Die Mauer bleibt, denn auf der anderen Seite ist die feindselige Verlogenheit der menschlichen Institution, die eifersüchtig nur zu zerstören sucht, was sie nicht haben kann, weil sie kalt, krank und herzlos ist. Wer in den Garten will – braucht einen Schlüssel. Die wahrheitliche Liebe.